Gedanken: J. Zehnle

Arrest Der Unterschied

Ich geh´ heute in Arrest
was für ein Fest
Achtzehn Tage soll ich bleiben
Und soll, wie´s die Herren wollen, leiden

Hier unten im dunklen Keller
Werden meine Gedanken heller
Ich soll schmachten, ich soll reun
Und soll lernen, die Herren scheun´

Doch eines weiß ich ganz genau
Die Herren halten sich für schlau
Mich zum Andersdenken wolln´ sie zwingen
Doch das wird den´ nie gelingen

Er denkt, er kann denken
Ich weiß, daß ich weiß
Er denkt, er kann lenken
Ich weiß, er will schränken

Er denkt, er handelt richtig
Ich weiß, für mich nichtig

Denken kann man begrenzt lenken
Wissen kann man immer wissen
Wissen kann man nicht schränken
Denn: Wissen steht über denken

Er handelt wie er denkt
Ich weiß, er nichts schränkt

Zwei Gedichte von Jürgen Zehnle - Sommer 1994


Geschrieben im Naumburger Knast,
als ich wieder einmal die Zeitschrift "Wochenpost" mit Worten ausschlachtete und mich über politische Dinge nicht wohlwollend genug äußerte.
Ich bekam dafür 18 Tage Arrest im dunklen Keller und bevor ich darunter mußte, schrieb ich schnell diese Verse, schließlich wollte ich denen ja auch einen triftigen Grund liefern und mich somit ein wenig beruhigen, das sie nun auch einen "wirklichen" Anlaß für diese alberne und triviale Kindergartenschikane hatten.
Mich störte das nicht weiter, denn das zeigte mir, wie primitiv und menschenverachtend diese Genossen waren und außerdem war es Sommer und in jedem Fall angenehmer als nackt im Winter im kalten Keller daheim eingesperrt zu sein. Der zweite Mann meiner Mutter machte das öfter mit mir in meiner Kinderzeit und manchmal zwei bis drei Tage lang, so das die Nachbarn mir heimlich und nachts belegte Brote durch den Holzverschlag gaben.

Weitere politische Gedanken aus meiner Knastzeit folgen!

// Jürgen Zehnle

/ Republikflucht 1983 / politische Gedichte 1984

/// Erlebtes...

// Jürgen Zehnle // Ihr Name

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